Donnerstag, 9. Dezember 2010

9. Wieder daheim

Was würdet ihr tun, nachdem ihr in Folge eines solchen Erlebnisses zu Hause angekommen seid? Natürlich muss man das ganze irgendwie verarbeiten und sich damit beschäftigen, was wohl die Zukunft bringen wird. Ich möchte gar nicht vorwegnehmen, sondern der Reihe nach erzählen, was am Abend so passiert ist.

Als wir vor dem Haus auf dem Parkplatz standen, kam uns unsere Mutter auch schon entgegen. Sie hatte Schnee geschippt und begrüßte uns herzlich: „Oh, euch ist nichts passiert. Ich hatte schon so Angst um euch. Habe im Radio gehört, dass es Stau gab. Ja, stellt euch vor, es ist sogar ein Autounfall auf eurer Strecke passiert. Etwa 10 km von Oma und Opa entfernt ist ein Auto direkt über die Leitplanke geflogen und hat sich überschlagen. Das ganze Auto ist sogar explodiert. Habt ihr davon was mitbekommen?“
Es war nur so aus ihr hinaus gesprudelt. Wir umarmten sie und versuchten sie zu beruhigen: „Nee, das muss wohl nach uns passiert sein. Wir haben nichts mitbekommen und sind gut hierher gekommen!“

Wir luden unser Auto aus und begrüßten unsere Schwester und den kleinen Bruder. Unser Vater saß im Arbeitszimmer, wo auch er uns freudig begrüßte. Wir ließen die Begrüßung über uns ergehen und trafen uns dann in Johnnys Zimmer unter dem Dach.
So, was machen wir jetzt?“, fragte Johnny und blickte fragend in die Runde.
Naja, also wir erzählen natürlich keinem was passiert ist. Und außerdem müssen wir wachsam sein!“, meinte Eric.
Ich schloss mich ihm an: „Wir müssen uns trotzdem auf den Worst Case vorbereiten, dass es noch nicht vorbei ist. Ich werde jedenfalls als erstes im Internet recherchieren, was mit Eric passiert. Außerdem werde ich morgne bei der Apotheke Teststreifen besorgen, um deine Blutwerte zu messen.“
Johnny stimmte zu. Doch natürlich gingen seine Überlegungen auch in eine andere Richtung: „Wir werden uns bewaffnen müssen! Wie wir wissen sind Vampire wirklich schneller und stärker, als wir gedacht hatten. Jeder von euch wird von nun an ein starkes Taschenmesser in der Tasche tragen. Und hier im Haus müssen wir alle möglichen Vorbereitungen treffen. Bei Aldi gibt’s gerade für 3 Euro Fensteralarmanlagen, die sollten wir in unseren Schlafzimmern anbringen. Außerdem brauchen wir Waffen und müssen üben. Eric du holst deinen Bogen raus und wir brauchen Pflöcke und Nahkampfwaffen.“
Johnny hatte recht. Wir mussten uns verteidigen können. Ich pflichtete ihm bei: „Ich habe ja noch drei Schwerter auf dem Schrank. Die sind zwar nicht aus 1000ender Stahl, aber immerhin aus Messerstahl. Zwei sind schon scharf und das Dritte werde ich schleifen. Die sind sicherlich nicht zum Schwertkampf geeignet, aber als Waffe müssten sie funktionieren. Jeder von uns kriegt eins in sein Zimmer.“
Ich werde mir mal die Website anschauen, auf der Thoralf gepostet hat. Mal sehen, ob man da was machen kann und vielleicht an eine Adresse kommt.“, meinte Eric.
Vielleicht hatte er eine Chance, schließlich hatte er erst letztens ein Onlinegame fast lahm gelegt, in dem er sich auf Platz 1 gecheatet hatte. Ich nickte und erinnerte mich daran, dass es ja eine Antwort auf den Post von Thoralf gab. „Und ich lese mir nochmal das Kommentar durch, was Thoralfs Post beantwortet und werde versuchen das wissenschaftlich zu analysieren. Es wurde ja nach der Sperre gepostet und hat sicherlich was mit dem Fall zu tun.“
Eric öffnete auch schon den Link auf seinem Computer, den ich ihm über Skype geschickt hatte. „Ja, der Post hat ein älteres Datum. Ich hacke mich jetzt rein, wenn das geht. Johnny du schärfst in der Zeit das schwarze Ninjaschwert, das Dave gekauft hat. Dave, lies es dir nochmal durch und erzähl uns dann, was dran ist.“, forderte Eric mich auf.
Wir waren einverstanden und trennten uns. Ich holte Johnny die drei Schwerter vom Schrank, es waren ein Nijaschwert, ein Katana und ein asiatisches Kurzschwert. Ich entschied mich für das Kurzschwert, während Johnny natürlich das Katana haben wollte. Anschließend nahm er die drei Schwerter, holte einen Schleifstein aus der Werkstatt und ging in die Garage um die Schwerter zu schleifen.
Ich setzte mich an meinen Rechner und rief die Videoseite auf. Nachdem ich den Post kurz überflogen hatte, war mir klar, dass ich etwas recherchieren musste. Das tat ich dann auch und so stellte sich bald heraus, dass der Lambda-Phage völlig ungeeignet für diese Betrachtungen war, da er sowieso ein Virus war, der Bakterien infiziert. Wie ich meinen Brüdern schon erzählt hatte, muss man aber von einem fast willkürlichen humanpathogenen Virus ausgehen, dass Gentransfer betreibt. Welcher das im Speziellen sein könnte, war damit egal. Ich googelte verschiedene Begriffe wie „Vampire, „Evolution“, „Virus“ und „Wissenschaft“ und kam bald zu dem Schluss, dass es wirklich keine seriösen Seiten gab, die sich wissenschaftlich mit dem Thema befassten. Alle seriösen Nachrichten redeten das Thema schlecht, während nur irgendwelche Aberglaubeseiten die Vampirthesen mit meist falschen Berichten belegten, gleich neben Geistern, Zwergen und Gespenstern...
Na, toll, das kann man also alles vergessen! Was hilft es mir, wenn da irgendein verrückter Soziologe irgendwelche Psychopathen interviewt, die denken, Vampire zu sein? Wir wussten ja nun, dass es Vampire gab, aber es war ja nur logisch, dass es kein solches Wesen wagen würde an die Öffentlichkeit zu gehen. Erstens aus eigener Sicherheit vor Verfolgung und zweitens würden die Artgenossen das wohl kaum dulden! Sonst würden Thoralf und ich wohl kaum so enorm verfolgt werden, kaum dass wir etwas veröffentlichten, das halbwegs wissenschaftlich für den Laien klang.
Sowohl den Post als auch die wissenschaftlichen Internetquellen könnte man also vergessen. Wahrscheinlich hatte da nur jemand versucht mit sinnverkehrten Argumenten Thoralfs Gedanken zu widerlegen. Das brachte mich nicht weiter. Dann landete ich plötzlich auf einer Seite von Spiegel online: 
 
Dort wurde vorgerechnet, dass alle Menschen im Mittelalter innerhalb von 2,5 Jahren Vampire geworden seien, wenn jeder Vampir einen Menschen pro Monat biss, der sich verwandelte.
Der Gedanke war interessant. Sollte ein Biss allein infektiös sein, so müsste das exponentielle Wachstum auf kurz oder lang dafür sorgen, dass die Zahl der Vampire gigantisch ist. Ich halte einen Biss jeden Monat für etwas übertrieben. Gehe man davon aus, dass jährlich jedem Vampir ein gebissenes Opfer lebend entkommt, dann ergibt sich die Formel: 
6.500.000.000 Menschen = 2^x
Wie lange dauert es nun bei 2 Vampiren, bis alle Menschen gebissen sind?
Die Rechnung ist: log 6500000000/log 2 und ergibt 32,5 Jahre. In 32,5 Jahren wäre die heutige Bevölkerung komplett zu Vampiren geworden. Auch wenn Vampire heute vielleicht Blutkonserven trinken und ihnen früher nicht so viele Menschen entkommen wären, ist die Theorie aufgrund des exponentiellen Wachstums einfach nicht haltbar. Es ist quasi unmöglich, dass der Biss allein infiziert, da wir sonst Milliarden Vampire hätten. Offensichtlich wird das Virus also nur in der Blutbahn transportiert, ähnlich wie es bei HIV ist. Wie ich schon gesagt hatte, muss eine Vampirverwandlung also ein eher seltenes Ereignis sein, schon allein wegen der Konkurrenz um die Nahrung.

Als mir dies klar wurde, rief sofort Eric und Johnny zu mir und erklärte ihnen, was ich raus gefunden hatte und erklärte dann: „Also, es besteht ziemlich sicher keine Gefahr für dich Eric. Es gäbe keine Menschen mehr, sollte der Biss verwandeln, davon kann man ziemlich sicher ausgehen. Die Vampire kontrollieren die Neuverwandlungen sicherlich extrem.
Daraus ergibt sich auch ein anderer Gedanke. Die Vampire haben sicherlich kein Interesse daran die Menschen auszurotten. Umgekehrt fügen sie der Menschheit in der westlichen Welt keinen gigantischen Schaden zu. Das ganze ist ein bisschen so wie bei Füchsen und Hasen, nur dass die Füchse die Hasen nicht ausrotten wollen. Ebenso wie wir niemals die Schweine ausrotten würden.“
Johnny nickte: „Ja, aber wir versklaven die Schweine. Halten sie in engen Ställen und füttern sie, nur um sie zu schlachten.“
Eric stimmte ihm zu. Man konnte ihm ansehen, dass er doch ziemlich beruhigt darüber war, dass er ziemlich sicher nicht infiziert worden war: „Ja, sicher könnten die Vampire das theoretisch. Aber wo will man denn Milliarden Menschen einsperren? Die Vampire müssten ja dann auch noch arbeiten, um diese zu füttern. Ich denke deine Theorie geht nicht ansatzweise auf. Kann höchstens sein, dass die Vampire in hohen politischen Gremien viel Einfluss haben und die Eliten korrumpiert haben.“
Ja, das wäre durchaus denkbar. Aber dann stellt sich die Frage, ob unser kleiner Vorfall, eventuell in einen viel größeren Hintergrund eingebettet ist. Vielleicht gibt es ja regelrechte Vampirkillerkommandos, die auf Wisser des Geheimnisses angesetzt sind.“
Johnny knackte mit den Fingern und formte die Rechte zu einer Faust: „Sollen sie doch kommen. Ich werde mir jedenfalls jeden Vampirfilm reinziehen den es gibt und mich mit jeder nur erdenklichen Vamirtötungsmasche bekannt machen. Leider jedoch herrscht hier ein striktes Waffenverbot, so dass ich keine Knarre haben darf.“
Und das ist auch gut so!“, warf ich ein. „Schließlich wärst du echt im Eimer, wenn dich die Polizei deswegen erwischt. Vielleicht ist ja die Polizei sogar infiltriert und dann hast du ein echtes Problem!“
Johnny schien mein Argument nur widerwillig einzusehen: „Ja, Mann. Da hast du leider recht. Und was ist mit Armbrust, Bogen, Klappmessern etc.?“
Eric kannte sich mit der Rechtslage am besten aus, also ergriff er das Wort: „Armbrust zählt als Schusswaffe, kann aber als 18 frei erworben werden, ebenso wie Luftgewehr. Transportiert werden dürfen sie nur nach strengen Auflagen. Einhandmesser sind außerhalb des eigenen Grundstücks verboten. Nicht verboten sind Pflöcke und Taschenmesser bis 12 cm Klinge. Meine Empfehlung wäre also eine Stichwaffe, wie zum Beispiel dein Schleifstab, dem man nur noch eine Spitze schmieden müsste. So was kann man in einer Scheide am Gürtel tragen. Außerdem könnte man in seinem Rucksack immer einen spitz zulaufenden Hammer dabei tragen. Man könnte auch noch einen Compoundbogen auseinandergebaut dabei haben, aber mal ehrlich, wie oft kommt man in die Situation, dass man 10 Minuten Zeit hat, das zusammen zu bauen.
Aber wenn ich drüber nachdenke, dann ist der Elektroschocker mein eindeutiger Favorit. Wie die Biologie von Vampiren auch sein mag, ein Schock wird auch sie ne Weile lahm legen, wenn auch vielleicht nicht eine Minute, wie bei Menschen. Ich werde also im Internet paar für uns bestellen. Die gibt es schon ab 30 Euro.“
Johnny wollte sofort gucken, welche Schocker man so im Internet kaufen konnte, aber Eric mahnte ihn zur Geduld: „Jetzt warte doch erst mal. Also ich habe nämlich gerade den Autor von „Kommentare geschlossen“ auf der Website zurückverfolgen können. Das war einer der Admins, den ich über Googeln seines Nicks herausbekommen konnte. Ich habe sowohl seinen Namen, als auch seine Adresse. Mein Plan ist der: Wir Schreiben ihm eine Email von einem nicht zurückverfolgbaren Ort und drohen ihm damit, ebenfalls „vorbeizuschauen“ und ihm noch viel mehr zu tun, als das, was der erste Besucher gemacht hätte, wenn er uns nicht sagt, warum er den Post gelöscht hat.“
Johnyn guckte ein wenig verwirrt aus der Wäsche. „Häh, was hast du vor? Wieso machen wir was viel schlimmeres, als der vorher?“
Eric hatte seine Gönnerstimme drauf, wie immer wenn er etwas erklärte: „Überleg doch mal. Da hat ein Admin ohne Grund einen Post gesperrt, der Grund dafür war, dass Dave umgebracht werden sollte. Das war der Grund, warum man dachte, dass Dave und Thoralf über den Vampirismus ernsthaft forschen würden. Da es äußerst unwahrscheinlich ist, dass einer der Vampire ein Admin auf der Seite ist, mussten unser toter Vampir irgendwie dafür sorgen, dass der Post gelöscht wird. Also wendet er sich an einen Admin und besticht ihn, oder bedroht ihn, falls er den Post nicht löscht, den Thread sperrt und anschließend noch ein Post unseres Vampirs erlaubt. Also drohen wir dem Typen um herauszufinden, wer ihn gezwungen hat, solche irregulären Handlungen durchzuführen.“
Ich verstand, was er meinte, aber seine Theorie hatte einen Haken: „Das stimmt schon. Aber es kann genauso sein, dass sie ihm einfach Geld überwiesen haben. Möglicherweise hat er auch nur eine Email bekommen und mehr nicht.“
Eric kratzte sich am Kinn: „Da hast du recht. Aber trotzdem wird er, egal ob über Email, über Konto oder persönlich Kontaktinformationen über denjenigen haben, der das verursacht hat. Ich habe also eine bessere Idee und drohe ihm mit rechtlichen Schritten oder wahlweise einem „Besuch“, falls er uns nicht sagt, was wir wissen wollen. Wenn wir ihm nur ordentlich Druck machen, dann wird es schon funktionieren. Ich werde also irgendwo einen Emailaccount eröffnen und dann mit ihm Kontakt aufnehmen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir so an Informationen kommen, wer hinter Thoralfs Ermordung und dem Anschlag steckt. Auf die Art und Weise werden wir dann hoffentlich rauskriegen, ob wir immer noch bedroht sind.“
Sounds like a plan.“, meinte Johnny und ermahnte uns abermals vorsichtig im Alltag zu sein. Eric und er würden sich die nächsten Tage krank schreiben lassen und ich sollte so viele Vorlesungen ausfallen lassen wie nur möglich. Damit hatte er wohl recht. Während Johnny sich also damit beschäftigte, würde Eric versuchen hinter das Geheimnis des Anschlages zu kommen. Da blieb nur noch ich übrig. Da kam mir eine Idee: „Also, ich weiß, was ich machen kann. Ich werde die nächsten Tage in die Bibo gehen und mich in das Thema Viren, Vampirglaube und so weiter einarbeiten. Außerdem werde ich versuchen über das Internet möglicherweise Verbündete zu finden, ich weiß auch schon, wie ich das mache...“
Meine Brüder stimmten mir zu und machten sich dann an ihre jeweiligen Aufgaben. Ich versuchte mich abzulenken und ging, um mich mit meinem kleinsten Bruder und meiner Schwester zu unterhalten, da ich heute eh nichts sinnvolles mehr machen könnte und ich brauchte einfach Ruhe und ein bisschen Abstand...

So, nun kennt ihr in etwa unsere Ausgangslage. Ihr habt übrigens auch erfahren, wie ich mich in der nächsten Zeit nennen werde: Dave. Bisher habe ich es gut umgehen können, dass ich einen Namen für mich brauchte und ich fand, dass The Runner in meiner Erzählung etwas seltsam klang, von daher...
Das Wochenende ist nun schon vier Tage her, in denen die Lage im Grunde gleich geblieben ist. Ich werde allerdings noch keine Informationen weitergeben, inwieweit unsere Suche erfolgreich war oder nicht, schließlich gefährde ich damit deren Ausgang. Wünscht uns Glück, dass wir bald wissen, woran wir sind!

Grüße
The Runner alias Dave

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