Sonntag, 29. Januar 2017

17. Die Wahrheit



17. Blogeintrag
Die Wahrheit

Mein Kopf schmerzte von der Wunde. Erst nach und nach kehrte mein Bewusstsein zurück. Es war dunkel um mich und kalt. Ganz offensichtlich befand ich mich in einer Lagerhalle, in der irgendwelche Kisten gestapelt waren. Mein Kopf pochte und dröhnte. Dann erinnerte ich mich, dass Maria ja bei mir gewesen war. Ich spähte in die Finsternis und konnte schließlich jemanden ausmachen, der ebenfalls auf dem Boden lag. Da meine Hände in Handschellen auf dem Rücken gefangen waren, nahm ich an, dass es bei ihr genau so war.

Plötzlich klickte ein Lichtschalter und kalte Flutstrahler erleuchteten die graue Lagerhalle. Eine Gestalt kam auf mich zu. Es war ein Mann Mitte vierzig mit perfekt gestylten Haaren, einem glatt rasierten Gesicht und einem Maßanzug. Eine dunkelrote Krawatte vervollständigte das Bild des Managers. Der Mann grinste ein wenig. Aus seinem schon fast zu perfekten Gesicht strahlte die blanke Bosheit. „Wer seid ihr? Was wollt ihr von uns?“, fragte ich mit zitternder Stimme.
Der Manager kam auf mich zu. Er stupste mich mit seinen teuren Lederschuhen an und strich sich dann mit den Fingern übers Kinn. „Du bist also Dave, den man unter Vampiren nur Doktor Darwin nennt. Was genau wisst ihr?“, sagte er mit sanfter Stimme in falscher Güte.

War es schlauer, die Wahrheit zu verschweigen oder damit herauszurücken? Ich wusste es nicht. Also schwieg ich, bis mir etwas einfiel. Der Manager winkte mit der Hand zu jemandem, den ich wegen meiner gefesselten Bauchlage nicht erkennen konnte. Eine Hand griff an meine Schulter und drehte mich auf den Rücken. Unvermittelt schaute ich auf den Bolzen in einer gespannten Armbrust. Meine Blicke wanderten an dem Bolzen zur gespannten Sehne, über den Finger am Abzug über den Arm heran und starrten mitten in ein vertrautes Gesicht: Es war Thorlaf! Entschlossen sah er mich an. „Los, beantworte ihm seine Frage!“, knurrte er und wies auf den eiskalten Kerl im Anzug.

Ich war so geschockt, dass ich gar nicht anders konnte, als zu sprechen. Ich erzählte, wie alles angefangen hatte. Ich erzählte, wie wir bedroht worden waren, kämpfen mussten. Ich erzähle von unseren Experimenten, meinen Recherchen und meinem festen Glauben daran, dass es sich um Drogen handelte. Immerhin konnte ich mich trotz der erschreckenden Erkenntnis, Thoralf vor mir als Handlanger des Bösen zu haben, verschweigen, dass wir das System vollends geknackt und die Anzahl der Vampire mit wenigen Hundert einschätzen. Dass wir Marc bei uns hatten, brauchte ich kaum zu verschweigen, immerhin hatten sie ihn auch bekommen. „Wo ist Marc? Was habt ihr mit ihm gemacht?“, fragte ich zornig.
„Er ist unterwegs im Auto gestorben. Er hat zu viel Blut verloren.“, erklärte Thoralf tonlos, ohne eine Regung von Mitgefühl.
Der Manager zuckte mit den Schultern: „Nun, so ist das. Auch Vampire sterben, erst recht, wenn sie sich von uns abwenden und zu Verrätern werden!“
Ich konnte den Zorn über diese Verachtung von Marcs Leben nicht länger zurückhalten. „Ihr beide habt sie wohl nicht mehr alle. Er war ein Mensch wie wir alle. Ihr habt ihm das erst angetan, ihr und eure fanatische Dealerbande der Chiang-Shih!“

Der Manager lachte. Auch wenn ich bisher nur Vermutungen angestellt hatte, so erlangte ich nun Gewissheit, als der Mann sagte: „Ganz richtig. Und die eigentliche Beute sind bei der ganzen Geschichte die Jäger. Ist das nicht genial? Vampire beherrschen die Literatur. Hunderte voller einsamer Frauen sehnen sich nach einem unsterblichen, wunderschönen und starken, aber doch geheimnisvollen Vampir an ihrer Seite und lassen sich darüber in schnulzigen Büchern und Filmen aus. Und Millionen von Fans folgen ihren Wünschen. Vampire sind der Mediencoup des Jahrzehnts. Erst hielt ich es für einen schlechten Witz, als mich ein Pharmaziedoktorand namens Eisschmitt eines Tages anrief und mir diese Geschäftsidee unterbreitete. Durch langsam sich zersetzende Kapseln war sein Plan möglich geworden. Nachdem er wegen eines Plagiats bei der Doktorarbeit von der Uni geflogen war, arbeitete er für mich. Wir gründeten das Unternehmen Chiang-Shih. Mit günstigen Drogen und Säurehemmern zwangen wir die leichtgläubigen Vampire in die Abhängigkeit. Ich habe mich bei den Methoden von modernen Technik-Sekten bedient, um zu lernen, wie man Menschen intensiv in eine Gemeinschaft einbindet. Jeder unserer selbsternannten Vampire wurde von uns vorher genaustens untersucht. Wir wählten nur solche Klienten aus, die eine Affinität zu Vampiren hatten. Als einer unserer Mitarbeiter sie in den Hals biss, ihnen unsere Blutmedizin einflößte und ihnen die Story von einer Verwandlung präsentierte, hat ihnen noch jeder geglaubt…“

Wie versteinert starrte ich den perfekt gekleideten Mann an, der sich immer mehr in Rage redete. Man spürte ihm ab, wie sehr von sich selbst überzeugt war und sich an seiner eigenen Genialität ergötzte. „Das Geschäftsmodell war geradezu ein Selbstläufer. Wir mussten nur noch einen Internetshop erschaffen, den wir als Medium und Forum der Chiang-Shih Vampirgilde tarnten, die es angeblich weltweit gibt. Man muss schließlich authentisch sein. Unsere Vampire kauften treu unsere Medikamente, die ihnen in Wirklichkeit das Verdauen normaler Nahrung verhindern. Pepstatin, Iodacetat und andere Substanzen sind dabei. Und wenn sich unsere Kunden das Zeug nicht leisten konnten oder Zweifel hatten, dann trieb sie der Entzug der Kombination verschiedener Drogen, die man leicht beschaffen kann, aber keinen zu starken Rausch oder einen schnellen Tod verursachen, wie Koffein, Nikotin und Speed, schnell wieder zurück zu unseren sogenannten Blutpräparaten. Auch Marc wäre wieder angekrochen gekommen, wenn ihr ihm nicht die Augen geöffnet hättet.“

Mir wurde übel bei so viel bösartiger Selbstherrlichkeit. Am liebsten hätte ich dem Kerl die glattrasierte Schnauze eingeschlagen. Aber die Handschellen und vor allem Thoralfs Armbrust hielten mich davon ab. Der Manager war so von sich berauscht, dass er ich nicht weiter beachtete und weiter faselte: „Ja, im Grunde habt ihr beiden, Thoralf und du, mir einen riesigen Gefallen getan. Ich verbreitete in unserem Netzwerk Links zu euren Posts. Es sprach sich wie ein Lauffeuer unter den Vampiren herum, dass nun echte Wissenschaftler daran waren, den Vampirismus zu erforschen. Es klang so glaubwürdig, dass selbst die gebildetsten Vampire darauf hereinfielen. Wir fachten die Diskussion in unserem Forum an und irgendwann war man sich einig, dass ihr eine zu große Gefahr für uns darstellt, weil die Menschen euch am Ende glauben würden. Natürlich gab es auch einige, die euch forschen lassen wollten, um zu erfahren, was es mit ihrem Vampirismus auf sich hatte. Aber diese Idioten haben wir zum Schweigen gebracht. Also habe ich Steve und seine Gruppe angesetzt. Dass ihr beide das überlebt, war dabei nicht vorgesehen. Aber es hätte auch nicht weiter gestört, wenn Eric sich nicht in unser System gehackt hätte. Natürlich haben wir es gemerkt und euch abermals angreifen lassen und Marc auf euch angesetzt. Auch das habt ihr dank Thoralf überlebt. Uns wurde klar, dass ihr langsam an den Kern der Sache kam. Als Marc dann auch noch verschwand, wussten wir, dass wir ihn bei euch finden würden. Aber ich muss euch gratulieren. Ihr habt euch wirklich besser geschlagen, als es zu erwarten war. Ihr habt alle Nüsse geknackt. Eigentlich schade, dass ihr so verbohrt seid. Sonst könnten wir einen wie dich und auch Eric gut gebrauchen. Mit euch würde uns jeder Vampir auf ewig gehorsam sein. Wir hätten die wissenschaftliche Begründung, die wir unter die Vampire streuen könnten. Du könntest dir bei so viel Phantasie sicher auch eine noch bessere Begründung einfallen lassen, warum Blutpräparate unumgänglich sind.“

Der Manager sah mich interessiert an, als warte er auf etwas. Als ich nicht reagierte hackte er nach: „Was hättest du denn für einen Preis? Ich würde dir jährlich eine Millionen Euro zahlen, wenn du für uns arbeitest. Vorausgesetzt natürlich, dass deine Geschwister und euer Freund Jeri den Mund halten können.“
Wütend spuckte ich auf den staubigen Lagerboden. „Niemals! Ihr seid Mörder und Drogenbosse, wie es schlimmere keine gibt. Ihr seid die wahren Blutsauger. Irgendwann wird sich jemand finden, der euch auf einen…“
Thoralf stupste mich leicht mit dem Fuß, so dass es der Manager nicht sehen konnte. Offensichtlich wollte er mir andeuten, dass es nicht gut war, den Satz zu Ende zu führen, der damit geendet hätte, die Schurken auf Pfählen aufzuspießen, wie man es früher mit Vampiren tat.

„Aber, aber. Wer wird denn…? Ich erhöhe mein Angebot. Deine Familie kriegt sofort zehn Millionen, wenn sie die Klappe hält und Eric und du auch nur ein Jahr für uns arbeiten. Jeder hat schließlich seinen Preis. Oder ist es bei dir der Ruhm? Den würdest du unter allen Vampiren haben. Wir würden dich zu einem Professor gleich Einstein für sie stilisieren. Wir würden dafür sorgen, dass du dein Studium mit magna cum laude abschließt, eine Doktoranten-Stelle und eine Professur bekommst und dann ein eigenes Institut am MPI. Unsere Arme reichen weit, Geld und Einfluss haben wir wie Sand am Meer. Ist es das, was du willst?“

Ich knirschte mit den Zähnen. Aber der Kerl hörte nicht auf. „Oder ist es mehr? Ist es etwa das Geld, der Ruhm, die wissenschaftliche Karriere und noch mehr? Willst du schöne Frauen und eine Jacht? Komm schon. Du wirst einen Preis haben, jeder hat den. Auch Thoralf…“, der Manager grinste bittersüß und lachte hämisch.

Bevor ich begriff, was vor sich ging, hörte ich ein Klacken. Es zischte kurz und ein Bolzen sirrte durch die Luft. Das makellos weiße Hemd des Managers färbte sich rot. Er taumelte und fiel dann rückwärts auf den Betonboden. Nur noch ein leises Röcheln war von ihm zu hören. „Das ist für meine Schwester Tamara du Arsch!“, brüllte Thoralf und rannte auf ihm zu.
Er hatte seinen großen Jagddolch gezückt und würde ihn dem Mann sicher in das Herz stoßen. „Warte, Thoralf. Er ist immer noch ein Mensch! Befrei uns lieber, wenn du der Alte bist.“, rief ich hastig.

Thoralf stockte in seinem Lauf und drehte sich um: „Mann, das bin ich. Natürlich bin ich der Alte. Ich musste euch entführen, weil sie meine Schwester haben. Sie haben angefangen, sie zu foltern und mir ein Video davon geschickt.“
Schnell suchten seine Finger in den Hosentaschen des nach Luft japsenden Managers und fischten einen Schlüssel hervor. Dann kam er zu mir und schloss mir die Hände frei. Er streckte mir die Hand hin und zog mich hoch. Ich bedankte mich kurz und zog ihm den Schlüssel aus der Hand, um zu Maria zu rennen, die sich die ganze Zeit nicht bewegt hatte. „Keine Angst. Sie ist nur bewusstlos. Es geht ihr gut, ich habe aufgepasst.“

Ich tätschelte Maria die Wange und sprach auf sie ein. Als ich merkte, dass sie wieder zu Bewusstsein kam, beeilte ich mich, ihre Handschellen ebenfalls aufzuschließen. Maria schlug die Augen auf. „Wo, wo ist Marc?“, fragte sie panisch und sah sich um.
„Keine Angst. Der ist im Charité. Er wird es schaffen. Ich habe den Schweinen erzählt, er sei auf der Fahrt nach Berlin gestorben.“, erklärte Thoralf und half auch Maria auf die Beine.
„Berlin?!“, Maria und ich sahen uns groß an. „Wo sind wir denn hier gelandet?“
Thoralf zuckte mit den Achseln und legte einen neuen Bolzen auf seine Armbrust, zur Sicherheit. „Weiß ich nicht genau. Ich habe euch in Berlin an einem vereinbarten Treffpunkt abgeliefert. Dann musste ich mit euch hinten in einen Transporter einsteigen und wir wurden hergefahren und einen Stock höher in einem Parkhaus ausgeladen. Doktor Weinberg hier, hat mich empfangen. Aber wir können auf keinen Fall hier bleiben. Erstens ist es hier gefährlich und zweitens muss ich jetzt schleunigst meine Schwester finden, ehe die Freaks sie umbringen!“
Er hatte Recht. Thoralf holte dem fiesen Manager das Handy aus der Tasche und trat es kaputt. „Damit sie uns nicht finden!“, sagte er.
Dann beugte er sich zu dem Manager herab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Als er danach mit dem Jagddolch den Hals des Anzugträgers etwas blutig einritzte, röchelte dieser: „Zimmer 385. Aber bitte. Bitte helft mir!“
Da wir aber nicht wussten, was wir sonst tun sollten, ließen wir den verletzten Manager, wo er war. Einen Krankenwagen hätten wir nicht rufen können, da wir sonst von der Bande erwischt werden würden! Hilfe holen könnte man erst, wenn wir in Sicherheit waren.

Maria wurde durch das Handy offensichtlich an etwas erinnert. „Du Thoralf, hast du mein Smartphone zufälligerweise auch einstecken? Ich muss Eric und den anderen Bescheid sagen. Vielleicht können sie uns helfen!“, fragte sie Thoralf.
Während wir auf einen Aufzug zuschritten und nach einem Knopfdruck Thoralfs auf den Aufzug warteten, tippte Maria Erics Namen in das Smartphone ein. „Mist, kein Empfang!“, schimpfte sie nach einiger Zeit und versuchte es erfolglos erneut.

Die Tür des Aufzugs öffnete sich und zum Glück kam keiner der Chiang-Shih und auch kein Vampir durch die Türe. „Gott sei Dank!“, sagte ich, obwohl ich gar nicht wusste, wem ich dafür eigentlich dankbar sein sollte.
Thoralf drückte den Knopf für den dritten Stock. Für meinen Geschmack zu langsam schob sich der Aufzug nach oben. Dann klingelte es einmal und die Tür öffnete sich. Wieder konnten wir ungehindert auf einen breiten Gang treten, der wie der eines Büros aussah. Weiße Wände, ein blauer Teppich und einige Palmen waren alles, was man sehen konnte.
Maria versuchte es wieder und hatte endlich Empfang. „Wo seid ihr?“, hörte man leise eine besorgte Stimme aus den Lautsprechern.
 „Eric, alles ist gut. Wir konnten mit Thoralfs Hilfe fliehen. Wir sind in einem Haus in Berlin, wo uns die Chiang-Shih hin verschleppt hat.“, sagte Maria möglichst leise, falls Feinde in der Nähe sein sollten.

Ich nahm ihr das Smartphone weg und drückte es an mein Ohr. Ich wusste einfach mehr als Maria, da sie ohnmächtig gewesen war. „Eric, hör zu. Es stimmt alles mit den Drogen und so. Es ist wirklich eine Art Sekte, sie manipulieren die Vampire. Und sie haben Tamara, Thoralfs Schwester in ihrer Gewalt. Kommt so schnell ihr könnt nach Berlin gefahren, um uns zu helfen. Und bringt eine Menge Waffen mit, wir könnten sie brauchen!“
„Alles klar.“, sagte Eric. „Aber wohin sollen wir kommen?“

Maria riss mir das Smartphone aus der Hand. „Ich schick‘s dir gleich per latitude!“, sagte sie und tippte auf dem Teil herum.
„Was ist das?“, wollte ich wissen.
„Eine App mit der man seinen Standpunkt ermitteln und ihn teilen kann… So, Eric, ich hab‘s dir geshared.“
„Alles klar. Sucht Thoralfs Schwester und dann versteckt euch. Entweder ihr flieht aus dem Gebäude, aber passt auf, das ist garantiert sicher wie eine Festung und videoüberwacht, oder ihr versteckt euch, bis wir kommen und euch befreien!“, Erics Stimme hatte bestimmt geklungen.

Thoralf legte den Finger auf die Lippen und deutete uns an, zu schweigen. Maria ließ Eric weiter mithören und steckte das Smartphone in die Hosentasche. Thoralf hob die Armbrust und folgte dem Gang schleichend. Offensichtlich hatte er etwas gehört. Wir folgten ihm so leise wie möglich.

Plötzlich schlugen Türen auf, die in den Gang zeigten. Zwei Männer in schwarzem Anzug und mit Pistolen in ihren Händen stellten sich vor uns. Sie legten an und brüllten: „Nieder mit der Armbrust, oder wir knallen euch ab! Auf den Boden!“

Wir gehorchten wohl oder übel. Während uns einer mit der 9mm Walther P99 – ich erkannte die Pistole sofort – in Schach hielt, kniete der andere über uns und schnürrte uns die Hände mit Kabelbinder aus seiner Hände so eng zusammen, dass das Blut abgedrückt wurde. Nach wenigen Handgriffen waren wir alle gefesselt. Panik stieg in mir auf, als der Mann auch noch unsere Taschen durchsuchte und unsere Handys einsammelt. „Die braucht ihr nicht mehr!“, grinste er und steckte sie ein.
„Aufstehen!“, schnauzte sein Kumpane und drückte Thoralf seine Pistole in den Nacken.
So schob er den hilflosen Thoralf vor sich her, während uns der Andere mit seiner P99 zum Vorwärtsgehen bewegte. Man zwang uns, durch die Türe zu gehen, aus der die beiden eben gekommen waren. Wir befanden uns in einem leeren Büroraum, in dem nur eine Kamera, ein Wasserbottich aus Plastik und ein Stuhl zu finden waren. Auf dem Stuhl saß Tamara. Sie war gefesselt und hatte nasse Haare. Sofort stieg Panik in mir auf, als mir klar wurde, dass wir nicht nur gefangen waren, sondern uns in einer Folterkammer befanden. Die nassen Haare konnten nur bedeuten, dass man Tamara mit Waterbording in dem Wasserbehälter gefoltert hatter. Fürchterlich!
„Thoralf!“, schluchzte Tamara und dicke Tränen rannen ihr über die Wangen.
„Alles wird gut.“, versuchte sie Thoralf zu beruhigen, obwohl er genau so wie ich wusste, wie aussichtslos die Lage war.

Die Männer schupsten uns auf den Boden, wo wir liegen blieben im Angesicht der Mündungen der Pistolen. „Wie seid ihr geflohen?“, herrschte uns der eine von den Männern an.
„Auf einem Einhorn!“, erwiderte ich scharf.
Die Wut über Tamaras Misshandlungen, die man der armen an der Bleiche des Gesichts und den in den Augen hervortretenden Adern deutlich ansah, machte mich mutig.

Aber die beiden ließen sich nicht verarschen. Ohne eine Miene zu verziehen, kam einer der Männer mit der Knarre auf mich zu. Mir lief es eiskalt über den Rücken und mein ganzer Körper begann zu zittern. „Du bist also ein Spaßvogel, ja?“, sagte der Mann und hob den Arm.

Jeris Gott, wenn es dich doch gibt und du mich hier raus holst, glaube ich vielleicht doch an dich!, dachte ich noch. Blitzschnell sauste der Griff seiner Walther auf mich herab. Er traf mich auf der Schläfe und nahm mir augenblicklich die Besinnung. Es wurde schwarz und ich sackte zusammen, ohne noch etwas zu spüren.

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